Am 29. Juni 24 stellte ich in einer geschlossenen Gruppe die Frage:
„Ist es möglich toxischen Menschen zu verzeihen?“
Wie immer, tue ich etwas und dann beginnt ein innerer Prozess der Bewusstwerdung. Zum Beispiel, wo war ich gerade als der Impuls auftauchte, diese Frage zu stellen? Ich war gedanklich und gefühlt zu Besuch in meiner Kindheit oder eher, beim fühlen meiner Eltern, wie ich sie als Kind erlebte und was ich im Laufe vieler Jahre, verstanden habe … Habe ich ihnen verziehen?
Dann stattete ich einen Besuch bei Konrad ab, mit dem ich die letzten drei Jahre verbrachte und stellte mir wieder die Frage, die mich schon länger umtreibt: Kann ich ihm je verzeihen?“
GIBT`S KAFFEE? …
… oder löst es zu viel Angst und Stress in dir aus? Ich werde auch versuchen, ihn dieses Mal nicht stehen zu lassen …
Post war für mich angekommen und ein Päckchen, welches in Mondron statt zu Hause, für Konrad abgegeben wurde. Die Fahrradschläuche und die Pumpe – damit er nächstes Mal, selbst hin radeln kann …
Seit der räumlichen Trennung haben wir immer mal wieder versucht uns anders zu begegnen. Sei es im Austausch über WhatsApp oder real. Doch es endete es für beide immer wieder in heftigen, verletzten, wütenden Emotionen. In der Wahrnehmung, dass der Andere einem nur Vorwürfe macht, Verurteilt, die Schuld gibt, etc.
ERST VERSTEHEN UND DANN VERSTANDEN WERDEN
Wer sich schon einmal mit der gewaltfreien Kommunikation befasst hat, kennt diesen Satz vermutlich.
Verzeihen, so meine Erfahrung geschieht in dem Moment, wo ich den oder die anderen Menschen von denen ich mich verletzt, abgelehnt, nicht gesehen, nicht geliebt oder mich unterdrückt fühle, beginne zu sehen … Man könnte auch sagen, wenn ich bereit bin Mitzufühlen. Zuzuhören ohne meinem verletzten Anteil, dem Ego oder meinen Schatten des einst verletzten Kinder, regulieren kann.
Wenn ich zulassen kann, den anderen Menschen in seiner Not, in seinem aus eigenen Verletzungen und Traumata agieren und reagieren nicht mehr persönlich nehmen und statt dessen Mitfühlen kann. Sehen und erkennen kann, dass heftige Reaktion immer aus Selbstschutz geschieht. Aus einem in der Kindheit entstandenen Überlebensprogramm.
WAS IST EIN TOXISCHER MENSCH?
Toxisch ist eh ein ziemlich schwieriges Wort aber gleichzeitig trifft es zu, denn toxisches Verhalten ist GIFT für einem selbst und für das Umfeld. Und ja, es kann großen Schaden für Paare und Familien verursachen. Doch nicht jeder Mensch, der sich „toxisch“ verhält ist automatisch ein böser/schlechter Mensch oder um es mit einem Modewort zu sagen: Nicht jeder Mensch der sich toxisch verhält ist automatisch ein Narzisst – sondern in aller, aller erster Linie ein Mensch mit sehr geringer Selbstwert, mit vielen Ängsten und mit Appelohren ausgestattet, die das meiste was das Gegenüber sagt, als Kritik, Manipulation, Angriff, Abwertung, Belehrung empfindet, was das mangelnde Selbstwertgefühl, z.B. in einer Partnerschaft sukzessive wie einen Tumor in beiden wachsen lässt, was beiden schadet und sie krank machen kann …
Und ehrlich, nachdem ich mit 19 Jahren mein (toxisches) Elternhaus verlassen habe, waren auch meine Appelohren doppelt so groß wie Elefantenohren. Jahrelange Therapien, später Ausbildungen, HP Psychotherapeutin, Körpertherapeuten, Leiterin für kreativen Tanz für Kinder und Erwachsenen, Rückführungstherapeutin und ich weiß nicht mehr was alles … und dazu das Lesen von 100erten von Büchern die sich mit Liebe, S*xualität, Sucht, Freundschaft, Partnerschaft, Kommunikation, menschlicher Psychologie, wie unser Gehirn funktioniert, was ein Trauma ist und was nicht, mit den Schubladen von Opfern/Täter/Retter und und und …
Dieses Eigenstudium betreibe ich seit ich mich zurück erinnern kann – begann schon in der Kindheit mit der Frage: Warum tun Erwachsene was sie tun? Warum können wir nicht durch Wände gehe? Diese Frage stellte ich mir schon vor Eintritt in die Schule und keine Ahnung woher solche Fragen kamen, den solche Themen waren definitiv nicht in meiner Herkunftsfamilie nicht beheimatet … Zur zweiten Frage und der Antwort die ich damals als 6jährige bekam: Ihr könnt nicht durch die Wand gehen, weil ihr so felsenfest davon überzeugt seit, dass ihr es nicht könnt. Das war sehr einleuchten für mich: Ich kann nur das, woran ich auch wirklich zweifelsfrei und Dunkelmatrix-Programm-Frei glaube … Also an das was ein reines Herz, ein reiner Geist ohne jegliche Zweifel „einfach“ glaubt, überzeugt ist … das geschieht dann auch.
Ob ich inzwischen durch Wände gehen kann? Ja. Dazu musste ich aber als Erwachsene erst erkennen, dass ich meinen physischen Körper z.B. einfach „allein“ im Bett zurück lasse …
Sorry, jetzt bin ich doch glatt mal wieder vom Thema abgekommen …
IST ES MIR MÖGLICH TOXISCHEN MENSCHEN ZU VERZEIHEN?
Es geschieht NICHTS ohne Grund und es geschieht IMMER alles zu meinem Höchsten Wohle. Im Endeffekt ist es vollkommen unwichtig, warum es diesen Impuls gab, diese Frage in die Gruppe zu stellen, es ist auch unwichtig, was andere Menschen dazu sagen und welche Ideen und Erfahrungen sie damit machen, gemacht haben …
Denn jeder Weg ist individuell und einzigartig. Und so ist auch jede Beziehung zu anderen Menschen individuell und einzigartig. Mit jedem Menschen gibt es gegenseitige Beeinflussen. Manche triggern, also holen Altes nochmals hoch und andere Verbindungen sind frei davon.
Und ja, wir haben uns von dem Moment an, wo wir uns aufeinander eingelassen haben, immer wieder getriggert, Altes und in meiner Wahrnehmung, unbewusstes eher bei ihm, aus dem Kerker befreit. Was bei mir hoch kam, war mir vertraut – doch es erreichte einen Grad, der nicht nur mir, sondern auch ihm nicht mehr gut tat. Trotzdem wollen wir einander nicht los lassen …
LANGER AUSTAUSCH
Zwei Tage nachdem mich die Frage nach Verzeihen umtrieb geschah es, wie von Zauberhand, dass ich bei ihm und mit ihm auf der Terrasse saß, die einst zu unserem gemeinsamen Zuhause gehörte und die Zeit wie im Flug verging. Ich ich wegfuhr um noch bei der Quelle Wasser zu holen, waren über vier Stunden vergangen in denen wir uns gegenseitig zuhören und den anderen mal besser, mal etwas holpriger fühlen und verstehen konnten …
Dass dies nach über einem halben Jahr in der jede Begegnung nach spätestens 2 Minuten endete, nun möglich war empfinde ich als Gnade Gottes. Denn trotz allem wie die Trennung sich anbahnte und schlussendlich gestaltete, war es mein Herzenswunsch, damit in Frieden zu kommen ohne ihn oder mich dafür zu verurteilen oder zu beschuldigen …
Uns ist klar geworden, dass es zu einer solchen unschönen, heftigen und für mich zumindest sehr, sehr schmerzlichen Trennung kommen musste – wir hätten uns sonst nicht getrennt und es weiter, weiter und weiter miteinander versucht, den Knoten der zwischen uns entstand, zu lösen.
In den letzten drei Tagen, durch meine Frage in der Gruppe aber auch durch einen virtuellen „flirtigen“ Austausch mit einem anderen Mann habe ich vieles, sehr vieles für mich erkannt. Erkannt wer ich JETZT bin. Was für mich gerade dran ist. Was mir gut tut, was mir zu viel ist, was ich mag, was nicht mehr zu mir gehört, zu mir passt, welche Werte ich habe im Umgang mit anderen Menschen und mir selbst … „Witzigerweise“ hat dieser Austausch auch dazu geführt, nochmals die Reise zurück, in die Zeit mit Konrad, zu unternehmen … Und wie ich oben schrieb, ihn und seine aber auch meine Reaktionen zu verstehen.
Dass was gestern zwischen und geschehen durfte, dafür bin ich zutiefst DANKBAR.
Und wieder einmal mehr machte ich die Erfahrung, dass Verzeihen nicht von mir gemacht werden kann, sondern wenn es dran ist, durch Gnade (Gnade Gottes, Allein, Unendlichkeit oder wie und was es für Dich in ein Wort gefasst, ist …)
Meine wichtigste Absicht, meinen inneren Frieden mit der Trennung zu finden, wurde mir geschenkt.
Alles geschieht, so empfinde ich es in meinem Leben, am Ende IMMER zu meinem HÖCHSTEN WOHLE.
LIEBE ERWARTET NICHTS
Und genau das fühle ich. Die Liebe die uns verband und verbindet und frei von jeder Erwartung und Vorstellung, dass da nun irgendetwas daraus werden müsste oder was weiß ich … kehrte ich in mein kleines Schneckenhaus Hexenhäuschen zurück, in dem ich mich geborgen, angekommen und zu Hause in mir fühle. In dem ich die Zeit um Muse habe, das Wunder des Lebens durch die LIEBE in Geschichten zu „packen“ …
Namaste,
Michèle, Geschichtenerzählerin und Botschafterin zwischen den Welten
