Kennst du Tage in denen du kaum zu fassen vermagst, was alles in dir abgeht? Gestern war so ein Tag für mich. Bei meinem Spaziergang durch den Parque Tejeda landete ich an einem Punkt der Sattheit. In mir schrie es laut: Ich habe es satt! So satt zu Leben! … Es ist oft nur ein kleiner Tropfen der das Fass, dass sich über einige Wochen gefüllt hat, zum Überlaufen bringt … Dieser Tropfen waren dann die Patronenhülsen die ich in den Bergen an einem wunderschönen Platz fand. Abneigung wenn nicht gar Hass auf unsere menschliche Unbewusstheit, auf die Zerstörung die dieses Wesen auf Mutter Erde verursacht … Auf die Dummheit, eine Hölle der Störung, der Unterdrückung, der Versklavung, statt des Paradieses, die dieses seltsame verpeilte Menschding auf Mutter Erde anrichtet, kreiert … Abfall. Kriege. Unterdrückung. Gewalt. Terror. Vergiftung. Zerstörung von Mensch, Tier und Natur … Ich hatte eine solche Wut, Verzweiflung, Fassungslosigkeit und Überdruss, Mensch zu sein, in mir. Wie lange noch, wie lange muss ich diesen Scheiß noch ertragen und Teil von all dem sein? Mir ist sehr bewusst, dass ich als Mensch Teil der Zerstörung bin und sei es z.B. lediglich, wenn ich eine Packung Nudeln in einer Plastiktüte kaufe …
Am Abend dann besuchte Lara (meine süße Nachbarrin und Seelenphotografin) mich kurz. Es tat gut, diesen ganzen Frust, diese Wut, Trauer und Aussichtslosigkeit jemanden erzählen zu können. Danke fürs Zuhören und Dasein Lara <3 Es weckte die Lebensgeister wieder, den Geist, der weiß, dass in der Dunkelheit zu verbleiben, niemandem dient und auch nichts ändert … So beschloss ich, endlich das zu tun was ich die letzten Tagen mir immer wieder vorgenommen hatte und es dann doch ließ … Ich spazierte in der Dunkelheit ins Dorf hinunter um mir endlich Sedella bei weihnachtlich dekorierten Nacht anzuschauen … Überhaupt, war ich seit ich hier bin (März 2018) noch nie Nachts im Dorf. Als ich mich wieder an den Aufstieg zu meinem Haus machte, hielt ich inne um in den Himmel zu schauen und genau in dem Moment sah ich am sternenübersäten Himmel eine Sternschnuppe …
Uff. Ja, das war das Gefühl ohne es näher benennen zu können.
Aber, das ist noch nicht alles was gestern abging. Ein Freund mit dem ich seit ungefähr 10 Jahren im Kontakt bin ohne, dass wir uns je real je begegnen sind, schrieb mir und erzählte von seinem JetzterLEBEN. Am Ende stellte er mir eine Frage die mich umhaute und auf die ich keine Antwort geben konnte. Noch nicht. „Und bei dir? Was ist in deinem Leben lebendig?“
Irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr schlenderte ich ins Bett. Seine Frage hatte ich wieder vergessen (verdrängt?) … Und dann heute morgen wache ich auf und da war die Antwort in Form einer Vision, einer Sehnsucht die ich die letzten Wochen nicht wirklich zu fassen kriegte. Die Vision eines Ortes an dem gelacht, getanzt, das Leben lebendig gefeiert wird … Glücklich stand ich auf.
„Weißt du noch, du sehntest dich mit allem deinem Sein nach Frieden und erkanntest dabei, dass dieser Ort nur dann entsteht, wenn du Frieden (in dir) bist … Du senstest dich nach einem Ort weit weg, wo du mit dir viel allein sein kannst …“, tönt es in mir.
Ja, ich erinnere mich und es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte, hier an diesen kraftvollen Ort in der Abgeschiedenheit zu ziehen. Täglich durch die Natur zu streunen. Unterbrochen durch Menschen die eine Weile hier mit mir in diesem Frieden verbringen … DANKE Leben.
Ich habe keine Ahnung was nun werden wird. Ich schlenderte ins Wohnzimmer und das erste was ich tat, ist das Radio einzuschalten. Das habe ich in meinem Leben noch nie getan. Die Zeit der Stille am Morgen war mir „heilig“ … Heute nicht. Heute ist mir nach tanzen, lachen. Nach Lebendigkeit. Die Zeit der Stille ist durchbrochen, hat einen Riss bekommen und nun bin ich gespannt, was das Leben neues kreieren wird …
Eines ist mir klar, wenn ich mir Lebendigkeit wünsche, so wie ich mir vor einem Jahr mit all meinem Sein Frieden wünschte, so geht es auch hier darum, diese Lebendigkeit zu SEIN. Zu SEIN hat, so meine Erfahrung, nichts mit dem Außen zu tun. Nichts mit tanzen, lachen und so weiter zu tun. Lebendigkeit ist, wie Frieden, ein innerer Zustand … Wie ich das machen soll, wie das geschehen könnte … ich habe keine Ahnung.
Muss ich aber auch nicht haben. Ich muss nicht wissen, wie Veränderung und neue Erfahrungen im SEIN kreiert und erfüllt werden. Es wird geschehen, irgendwie …
Heute jedenfalls bin ich glücklich und lebendig aufwacht und konnte über die spanische Werbung im Radio lachen … auch wenn mir, wenn schon keine Stille, dann Musik lieber ist … kicher …
Ich wünsche allen einen wundervollen, im Herzen lebendigen Tag egal was auch immer im Außen ist.