Oh ja, ich erinnere mich an meine miese Laune, an die Rückenschmerzen, das Gefühl mich verkriechen und allein sein zu wollen … Ab meinem 28. Lebensjahr, als ich verheiratet war, gesellte sich dann noch jeden Monat während des Blutens eine unendliche Traurigkeit dazu, wieder nicht schwanger zu sein … Ich begann in den 5 Jahren Ehe Abschied von diesem Wunsch zu nehmen, da löste sich zumindest diese tiefe Gefühl von Verlust in mir auf …
Nach der Scheidung begann ich mich damit auseinander zu setzen, was es für mich eigentlich heißt Frau zu sein. Was die Menz in anderen und vor allem auch alten Kulturen für eine Bedeutung hatte.
Da gab es Kulturen, bei denen Frauen das Dorf verlassen mussten, weil sie während dieser Zeit als Unrein gesehen wurden. Sie wurden dann außerhalb des Dorfes in kleine Baracken eingeschlossen und die alten „Weiber“ versorgten sie mit Wasser und Essen …
Es gab auch Kulturen in denen die Frauen in der Zeit des Blutes als Ratgeberinnen galten. Man sie verehrte da sie während des Blutes als offen und tief verbunden mit dem Alleins empfunden wurden. Die blutenden Frauen brachten in dieser Zeit die Botschaften für das Dorf aus den Anderswelten …
Das faszinierte mich und ich begann anders auf mich und meine Blutung zu schauen. Begann in mich hinein zu fühlen. Zog mich, wann immer es die äußeren Umstände eines Berufslebens zuließen, in mich selbst zurück und spürte dabei wie sehr ich mit dem Größeren, mit der Quelle verbunden bin. Wie anders mein Wesen ist. Wie anders meine Wahrnehmung aber auch das was ich „dachte“ ist. Wie viel offener und weiter ich mich fühlte und wie das was da zu mir kam (ich dachte) aus einer anderen Quelle, einer Quelle der Liebe und des Gebärens von Neuem, kommt. Begriff, dass es dabei nicht nur um das Gebären von Kindern ging sondern um das Gebären des Miteinanders. Das Gebären von Visionen für die Gemeinschaft im Einklang mit der Natur …
Ich begriff für mich auch, dass diese Verbindung durch das patriarchalische System verdrängt wurde. Wie Frauen und der weibliche Aspekt auch im Mann von ihrer Herzensmacht entrissen wurden und Frauen immer mehr von männlichen Prinzip als unrein, als der Sündenfall der und aus dem Paradies vertrieb, gemacht wurde – da ja auch im Mann dieses weibliche Prinzip welches mit dem Entstehen und Vergehen, mit der Quelle des Seins, der Liebe verbunden ist, ins Unterbewusste verdrängt wurde …
Als ich dies alles in einer blutenden Mondnacht mit mir allein im Garten „gesehen“ hatte, löste sich sich in mir viel Groll auf das Männliche. Ich begriff damals vor bald 30 Jahren, dass wir alle, ob Mann, ob Frau, unserer Quelle beraubt wurden.
Und, von da an freute ich mich auf die Bluttage und genoss meine Offenheit, mein mich mit der Quelle verbunden fühlen. Ich fühlte in diesen Tagen die Einheit des jungen Mädchens, die Lebensspende und die alte Weise, verbunden. Die Schmerzen und die Gefühle, die Ablehnung gegenüber meinem Zyklus, die Idee, das dies ein unangenehmen Ärgernis ist, verschwanden und kreierten einen Raum, der Reinigung, des Neuen aus dem Herzen der Liebe, der Weiblichkeit, geboren … Ich war/bin, das Weibliche, das Gebärende und das Vergehende. Immer und ganz besonders in den Bluttagen.
Wie erlebst oder erlebtest du die Bluttage?
Michèle, intuitive Begleiterin, alte Weise , Mittlerin zwischen den Welten, Geschichtenerzählerin