Mein Freund,
noch hast du meine Zeilen nicht gelesen, ist ja auch mitten in der Nacht und du schläfst wahrscheinlich Habe dir aber noch mehr zu erzählen …
Denke gerade, vielleicht wunderst du dich über meine Zeilen. Vielleicht denkst du, ich habe ein Ziel, schließlich habe ich doch gerade ein neues Projekt begonnen … Ja, irgendwo hast du Recht. Ich bin nicht ganz ohne Ziel. Es gibt da ein Gefühl in mir, dass das Ziel zu sein scheint … Wenn ich es schaffe in das Zentrum dieses Gefühls zu gelangen, dann ist Frieden. Dann hört auch die Idee auf zu existieren, dass ich doch ein Ziel haben müsste …
Warum ich tue was ich tue?
Weil es jetzt gerade offensichtlich das ist was ich tun „soll“, weil es das ist was geschieht. Es war mitte November als ich die Entscheidung traf, dass ich bis ende Dezember Klarheit darüber will, was mein nächster Schritt ist. Ja, mein Leben stagnierte. Ich erlebte nichts Neues mehr. Ich drehte mich im Kreis …
Zeit. So viele Menschen wünschen sich Zeit zu haben … zum Lesen, zum Malen, zum Reisen, zum … zum … zum … Ich hatte sie. Ich hatte alle Zeit der Welt all das zu tun, was ich mir einst wünschte zu tun. Ein Buch schreiben zum Beispiel. Nein, ich habe keines fertig geschrieben. Zig angefanfen und nach 50 Seiten aufgehört. Im Endeffekt ist doch eh schon alles gesagt. Irgendwo aufgeschrieben. Es gibt nichts wirklich Neues was ich den Menschen mitzuteilen hätte. Wir wissen alle so viel. Oder glauben zumindest so viel zu wissen. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich etwas weiß oder nicht. Was nützt mir mein ganzes angelesenen, angelernten Wissen?
Am 22. Dezember bin ich umgezogen. Vom Besichtungstermin bis zum Umzug waren es zwei Wochen. Ich sprang einfach. Es ergab sich so und ich habe ja gesagt. Ich wollte bis ende Jahr für das neue Jahr eine Veränderung und diese die ich jetzt erlebe, geschah/geschieht …
Da spüre ich Vertrauen. Immer wieder. Irgendwo weiß ich, dass das Leben auch ohne meine erlernte Programme und Idee über das Menschsein, geschieht. Und egal wie es sich gestaltet, es ist irgendwie immer spannend, abenteuerlich … auch wenn ich manchmal jammere und das Gefühl habe, dass mir alles gerade zuviel ist … Ich irgendwie gerade durch diesen Sprung durch einige kindliche Aspekte durchgescheucht werde. Kindliche Ängste. Kindliches erlerntes Verhalten.
Das einzige was ich gerade tun kann, ist mich jeden Morgen an den Satz erinnern, den Renate kürzich einbrachte: Nur für heute!
Was ist heute dran.
Im gestrigen heute – hatte ich vor die obere Wohnung zu putzen und damit sagen zu können, jetzt ist sie bis auf ein Doppelbett und zwei Einzelbetten, einer Schlafcouch, na ja und sonst noch so ein paar Dinge – fertig. Statt dessen habe ich alles mögliche andere gemacht, draußen an der Sonne. Ja, es fällt mir bei Sonnenschein schwer, in einem Haus zu sein. Ich habe Äste für meinen Ofen klein gemacht, die Blumen gegoßen, hinter meiner kleinen „Villa“ wo ein Möglichkeit ensteht, Dinge wegräumen zu können, Ordnung gemacht. Tom hat für meine Katzen ein Hochsitz unters Dach angebracht. So habe ich wenigsten kein schlechtes Gewissen, wenn ich sie Nachts draußen lasse. Aber eigentlich sind Katzen ja nachtaktiv und selbst die beiden Nächte wo es regnete, haben sie offensichtlich einen trockenen Unterstand gefunden. Aber es fällt mir trotzdem schwer sie „auszusperren“. Sie lieben es auf meinem Bett zu schlafen … Nur, drei Katzen und eine kleiner Hund im Bett, da ist mein Schlaf einfach nicht wirklich eine Phase des Auftankens. Daher, die drei Musketiere leben wieder Nachts draußen und Sidi darf gerade lernen, dass sie nun in ihrem „Kartonkörbchen“ neben meinem Bett zu schlafen hat. Es verwirrt sie etwas. Und Konsequenz war noch nie meine Stärke
Ich weiß nicht, ob ein Projekt funktionieren kann, wenn ich nicht alles miniziös plane sondern viel Raum für den Fluss und seine Geschenke lasse …
Ich lasse es auf mich zukommen. Am Sonntag habe ich aus einem Inpuls heraus einige Menschen angeschrieben, ob sie Lust hätten hier ein Seminar anzubieten. Es sind 15 Menschen daraus hervor gegangen, die es sich vorstellen könn(t)en … Wir werden diese Woche uns austauschen und dann, vamos a ver was daraus wird …
… denn, so oder so, etwas passiert immer. Und meist ja eh nicht das, was wir uns gedacht, erhofft oder befürchet haben …
Dies, so denke ich, hast du ja selbst in den letzten Jahren zur Genüge erlebt. Zu Planen, Entscheidungen zu treffen … und dann kommt/geschieht doch alles ganz anders.
Freue mich darauf, dich irgendwann wieder zu lesen.
Fühl dich umarmt, wenn du magst.