9.21 Uhr, ein sonniger Tag bei im Moment 13 Grad am Schatten, Temperatur ansteigend …
Schnell bin ich bereit, fĂĽr das was scheinbar in meinem Leben schief läuft, eine/n Schuldigen zu finden. Ich ärgere mich ĂĽber das was ein anderer Mensch sagt und dieser ist dann Schuld, dass ich mich ärgern „muss“ … Das sind so die ganz kleinen alltäglichen Schuldzuweisungen die unbewusst geschehen. Die meist gar nicht hinterfragt werden und „normal“ sind und uns selbst das Leben „schwer“ machen … Uns aus unserer Mitte reiĂźen und Unzufriedenheit auslösen.
Es gibt aber auch Ereignisse, vor allem in der Kindheit, die uns auch als Erwachsene in der Schuldfalle festhalten. Entweder als, ich bin selbst schuld oder ein anderer ist Schuld daran, dass ich … unglĂĽcklich bin, ständig versage, voller Ă„ngste und Zweifel bin, und, und, und …
Da ich seit vielen Jahren Menschen aus disfunktionalen Familien begleite, begegnet mir dieses Thema bei fast allen Menschen die sich mir anvertrauen. Und nicht zuletzt kenne ich es selbst. Die Schuldzuweisungen an meine Eltern: Wenn sie … dann hätte ich … als Erwachsene dies und jenes nicht erlebt … dann wäre mein Leben privat und beruflich ganz anders verlaufen … und so weiter …
Der Rucksack der Vergangenheit wiegt schwer. ErdrĂĽckt einem fast. Macht unfrei. Engt einem ein. Lässt einem sich erschöpft, hoffnungslos, unglĂĽcklich sein … die meiste Zeit.
Ich habe meinen Rucksack viele, sehr viele Jahre durch mein Leben mitgeschleppt. Er wiegte schwer und ich wĂĽnschte mir nur eines: Hätte ich doch eine andere Kindheit gehabt, dann …
Lange stapfte ich als Opfer meiner Kindheit durchs Leben, ständig auf der Suche nach Erlösung. Therapien, Aus- und Weiterbildungen, das Lesen von, ich weiĂź nicht wie vielen BĂĽchern, tausende von sich wiederholenden Gesprächen … Ich hatte das GefĂĽhl, dass mein Leben davon bestimmt ist, immer und immer wieder, in leicht abgeänderter Form, das gleiche Szenario zu durchleben … eine Endlosschlaufe … ein Kratzer auf der Schallplatte …
ES REICHT. Irgendwann hatte ich die Nase voll von diesen Wiederholungen. Nichts holte mich da wirklich heraus. Ich bin halt so … ich muss halt mit den Kindheitswunden leben … Ich sehnte mich nach Ruhe … in mir. Fast ohne Unterlass kreisten meine Gedanken um Erlebnisse in der Kindheit.
Dann, mit 36 Jahren kam meine geliebte Tochter zur Welt. Das veränderte vieles. Plötzlich gab es da eine gesunde, weiche, liebende, verspielte und starke Frau: Die Mutter. Drumherum aber blieb es wie ich es schon kannte … Hochzeiten im Wechsel mit Dramen. War ich aber mit meinem Kind zusammen, war die Dramen-Leidens-Queen verschwunden. Da zählte nur der Augenblick den ich gerade erlebte … Es wurde besser, die Dramenqueen kam weniger zu Besuch aber immer noch oft genug, zu oft fĂĽr meinen Geschmack …
Na ja, ich brauchte dann nochmals 20 Jahre und einen Totalzusammenbruch um zu verstehen, dass ich es selbst bin, die die Dramen-Leidens-Queen immer wieder einlädt. Ich allein öffne ihr die TĂĽr, lasse zu, dass sie sich in mein Leben einnisten, mich bestimmt …
Durch den Zusammenbruch vor 4 Jahren begriff ich endgültig, dass NICHTS aus der Vergangenheit im Hier und Jetzt real ist. Das das Gespenster sind, die ich selbst am Leben erhalte indem ich mich mit der Vergangenheit beschäftige statt ganz, auch außerhalb der Mutterrolle, hier zu sein.
Mir wurde klar, dass egal was je geschehen ist, mir angetan wurde: ES IST VORBEI.
Ich begann damit mich immer wieder selbst zurĂĽck zu holen ins JETZT. Was ist JETZT gerade. Wie fĂĽhlt sich mein Körper an. Wo bin ich gerade. Was ist um mich herum. Und realisierte auf eindrĂĽckliche Weise, dass das Vergangene mir nichts anhaben kann. Das ich gar nicht so bin, wie ich glaubte zu sein. Das ich kein Opfer bin. Dass die Vergangenheit mich nicht von mir, vom Fluss des Lebens, der Freude, Neugierde trennen kann, wenn ich es nicht selbst tue …
„… aber ich kann doch nicht so tun, als wäre alles gut … als wäre nichts geschehen … kann doch das Erlebte nicht einfach verdrängen … es ist doch meine Gewordensein … gehört zu mir … hat mich geprägt … macht mich zu dem Menschen der ich heute bin … “ meine eigenen Worte zur Verteidigung meiner Opferrolle … lange … sehr lange …
Ich sage dir, du bist nicht deine Vergangenheit. Du bist nicht der Mensch der du glaubst zu sein. Es ist nur eine Identifikation mir der Vergangenheit. Eine Identität die aus äußeren Ereignissen und Erlebtem zusammen gebastelt wird und an der du dich festhältst.
Es geht nicht darum die Vergangenheit zu verdrängen sondern darum die emotionale Ladung außen vor zu lasse, die durch das ständige Grübeln über Vergangenes immer und immer wieder genährt und am Leben erhalten wird. . Die Angewohnheit, die Vergangenheit am Leben zu erhalten und sie wichtiger zu nehmen als das JETZT.
Und nur du selbst kannst dich immer wieder ins JETZT holen. Dir klar werden, dass alles was in der Vergangenheit geschah, JETZT nicht geschieht. Also keine Realität ist.
Du bist nicht, was du denkst das du bist. Du bist nicht deine Vergangenheit.
Es ist ein Prozess zu dir. Er ist nicht immer leicht. Die Spur, sich als das Vergangene zu erleben, zu glauben, dass du auch heute noch Opfer bist, diese zu verlassen braucht Mut, Geduld und die ständige Selbstfokussierung auf das JETZT.
Dann erst lernst du dich selbst kennen. Und glaube mir, du bist vollkommen, frei, unschuldig, voller Lebensfreude und Neugierde wie ein unschuldiges Kind.
Meine zwei Welten,
die Dunkelheit und das Licht
das Leiden und die Freude
das Gebrochene und das Geheilte
die Vergangenheit und das JETZT
… ich allein entscheide welcher Aspekt ICH BIN.
In meinem Haus oder über Skype/Telefon kann ich dich ein Stück deines Weges ins JETZT begleiten. Ich arbeite auf Wertschätzungsausgleich. Mehr dazu hier, ganz unten.
Foto von der Seelenphotografin Lara Pulsar