WARUM FÄLLT ES SO SCHWER …
… Menschen los zu lassen, die mir (dir) nicht gut tun?
Warum fällt es uns so schwer, einen no contact, zumindest für drei Monate, durch zu ziehen?
Die Erkenntnisse, die ich durch eine, für mich empfundene Verdrehung mit einer langjährigen Freundin, in den letzten Tagen, für mich erkennen konnte:
Erst jetzt wo ich aus dem Schmerz bin, aus der Enttäuschung, der Trauer, dass diese langjährige Verbindung so geendet hat, kann ich die Verdrehungen, die Schuldumkehr, das Traumaband etc. langsam erkennen – fällt mir immer noch schwer wirklich zu fassen, dass es das gibt.
Aber durch das, dass ich nicht gleich in den no contakt ging, sondern mich bis jetzt weiter mit ihr auseinander gesetzt habe begann ich die subtilen Angriffe zu erkennen. Davor konnte ich nicht die subtilen Manipulationen von ihr, nicht fassen. Sie haben lediglich verwirrt und ich rutschte in mein Kindheitstrauma zurück: Ich mache was falsch, ich bin falsch … Ich konnte die Verdrehungen nicht als etwas sehen, was von Außen geschieht und es nun an mir selbst liegt, aus diesem Feld auszusteigen.
Sie kann ihre Abwehr, wie auch ich wohl lange nicht, nicht erkennen. Anerkennen, dass ihre Programme mich tief verletzt haben. Und ja, wir können nur da verletzt werden, wo wir schon vor einer nahen Verbindung zu einem anderen Menschen, bereits in unserer Kindheit verletzt wurden. Darum bleiben so viele Menschen in toxischen Verbindungen, weil es das bekannte, vertraute aus der Kindheit ist.
Mir ist dann auch klar geworden, warum man oder zumindest ich, durch den zerstörerischen Anteil im Du, irgendwann zusammen gebrochen bin. Warum mein Kindheitstraumata wieder aktiviert wurde, ich meine Kraft, Lebensfreude und das fließen lassen der Liebe in mir zu mir zu ihr, versiegte.
Es kam ein für mich verständliches Bild zu mir:
Zwei Menschen stehen voreinander, der eine schlägt immer wieder zu. Der andere will es nicht mit gleicher Münze zurück zahlen, er will dem anderen seine toxischen Strukturen aufzeigen … Doch er dringt immer weniger zu ihr/ihm durch und die Schläge nehmen zu und zu und zu … bis man entkräftet und verwundet am Boden liegt. Und selbst dann noch, versucht das innere Kind weiter, Mama/Papa zu besänftigen, zu beruhigen, richtig zu sein, damit sie nicht aggressiv, mit Liebesentzug, Vorwürfen, Verurteilungen oder körperliche Übergriffe, reagieren. So versucht der erwachsene wie einst als Kind, selbst aus der Position, erschlagen am Boden zu liegen, dem nun nahen Menschen als Erwachsene, klar zu machen, dass sie/er ständig verbal auf einem einschlägt. Und sie dann mit: „Das hat nichts mit mir zu tun. Das ist dein Affe. Reflektier mal endlich über deine Anteile usw. Du willst ja nicht glücklich sein. Du bist ja die, mit so vielen Erwartungen an mich … etc.“
Am Abend als ich dann auf der Terrasse saß fragte ich mich, warum ich es mir weiter antun sollte, mich verletzen zu lassen und vor allem mein Leben, welches wieder allein wunderschön ist, damit zu belasten und weiter zu zerstören, indem ich mit ihr (ihm, vielleicht für dich) in Kontakt bleibe. Mich selbst für Stunden oder Tage, aus meiner inneren Mitte, meiner Selbstliebe raus reißen zu lassen?
Irgendwo schlummerte noch die Idee, sie von ihren zerstörenden Strukturen, die ihr einst als Kind zum überleben halfen, erlösen zu können … Denn unsere Kindheitsmuster dienen uns als Erwachsene nicht mehr – sie werden zu subtilen, dem Menschen unbewusste, Abwehrstrategien , die uns/sie von uns selbst, von der Liebe, der Freude mit anderen zusammen zu sein, trennen. Man nennt es dann Bindungsangst oder Angst vor Nähe, was on/off Verbindungen erschafft.
Die letzten Wochen waren meine Schulung darin, mir klar zu werden, dass sie massive Widerstände = Angst vor Nähe, Angst vor ihren Gefühlen, Angst davor nicht wertvoll, nicht gut genug zu sein, usw. zu erkennen. Und, mich davon zu verabschieden, dass durch mich, durch meine Anteile ja das kreiert und ihre Abwehrstrategien erweckt und subtil auf mich „einschlugen“. Klar, habe ich diese Programme in ihr ausgelöst – doch sie sind nicht durch mich entstanden. Sie waren schon vor mir da.
Ich darf damit aufhören, mir selbst die Schuld zu geben, wie mir die Schuld von meiner Mutter gegeben wurde, wenn ich sie nicht stabilisieren konnte, nicht für sie da sein wollte – dass ich dann der böseste Mensch bin, dem sie je begegnet ist … Und böse will ich ja nicht sein … also, sagt die „Mutterstimme“, du Michèle bist schuld, dass es mir schlecht geht und so schiebe ich Abwertungen, Schuldzuweisungen, Verurteilungen, etc. vom Gegenüber einfach weg, will sie nicht wahrhaben – weil der Schmerz dessen was das Kind einst erlebte, wieder aufwacht. Retraumatisierung wird dies genannt.
Ja, auch jetzt habe ich tiefes Mitgefühl für diese Frau. Ich weiß, dass sie nicht Schuld an ihren Abwehrenergien ist. Ich weiß, dass dahinter ein lichtvoller Kern ist. Ich weiß, dass sie nicht anders kann, dass sie noch gefangen ist, dass Nähe etwas gefährliches ist. Dass wenn sie sich eingesteht, dass es Anteile in ihr gibt, sie massiv verbal, subtil auf den anderen „einschlagen“, ihre Welt, ihre Stabilität mit der sie ja als Kind überlebte, zusammenbricht, sie „sterben“ wird … Aber genau dieser Sterbeprozess, diese totale Krise, das abfallen der Schutzmaske die als Kind das Überleben sicherte, wäre der Weg aus dem Trauma in die Erlösung davon. Die Auferstehung oder das Bild: Phönix aus der Asche.
Mitfühlen bedeutet trotzdem nicht, sich da immer wieder hinein zu begeben im Versuch, den anderen Menschen vor seinen Blockierungen zu seinem wahren SEIN, weiter retten zu wollen. Zu glauben, dass die Liebe die man ihnen schenkt, ihre Kindheitswunden heilen wird.
Ich darf erkennen, dass ich niemanden heilen/retten kann, die/der seine Anteile einfach gerade nicht erkennen kann, weil die Schutzstrategien stärker sind als die Selbstliebe.
Boah, was für eine Schulung. Ich hoffe ich habe die Abschlussprüfung nun hinter mir und den Lernstoff verstanden.
Namaste,
Michèle – Geschichten Erzählerin und Botschafterin zwischen den Welten
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