ICH LIEBTE SIE – 2. REAKTION

ICH LIEBTE SIE – 2. REAKTION

Auf das veröffentlichte Gedicht eines Mannes an seine Ex-Partnerin folgte eine weitere Rückmeldung, für die ich sehr dankbar bin, da ich so leichter in meine eigenen Anteile hinein komme und sie erkenne:

Alexander Gries – Psychologe

Ich denke sofort an eines meiner Lieblingsbücher: „Persönlichkeitsstörungen“ von Rainer Sachse (nicht wundern, ich bin Psychologe).

Man versteht Persönlichkeitsstörungen viel besser, wenn man ihre doppelte Natur versteht: Passiv-Aggressive haben Angst vor Angriffen auf der zwischenmenschlichen Ebene; Schitzoide kapseln sich ab, um ihrer Beziehungssehnsucht Herr zu werden und Narzissten (wie in Deinem Beispiel) versuchen mit aller Macht, sich über andere zu stellen, um damit gegen das tief ins Unterbewusste (manchmal aber, wie in Deinem Beispiel auch zugängliche Bewusstsein) verdrängte Gefühl der eigenen Wertlosigkeit anzukämpfen.

Narzissten haben (zu recht) einen sehr schlechten Ruf. Dennoch sind sie Menschen, die eher Mitleid als Hass verdienen.

Zum Gedicht: https://aussteigen.eu/ich-liebte-sie/

 
Danke Alexander für Dein Feedback

Ich denke, dass der Hass den man evtl. als „Ex“ hat, einem selbst mehr schadet als nützt. Es geht dann wirklich darum zu verstehen wie das Gegenüber „tickt“ und die Vorstellung, die/der muss doch aber jetzt endlich „Sozialkompetenz“ lernen oder what ever oder, ihr/ihm die ganze Schuld zu geben hilft einem nicht weiter. Denn eines ist für mich klar, ich als Partnerin oder Partner eines Narzissten*, habe immer auch meine Anteile in dem was in einer Verbindung kreiert wird.

*Wobei es inzwischen es so scheint, als gäbe es nur noch Narzissten und Narzisstinen, wenn man sich erst einmal in diesem Feld herum tummelt. Und nicht per se, sind die Schutz- und Abwehrmechanismen die in der Kindheit unser Überleben sichern, durch Anpassung, gleich zu setzen mit dem was im Netz über Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung alles kursiert. Ja, sie haben einen sehr, sehr schlechten Ruf und das erzeugt ganz viele sich selbst bemitleidende Opfer. Womit ich nicht sagen will, dass man unter sogenannten „narzisstischen“ Reaktion als Gegenüber nicht darunter leidet … doch im Endeffekt ist jeder Mensch in der Selbstverantwortung. Und da hapert es dann auch bei den Opfern. Und glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche. Ich identifizierte mich sehr, sehr lange mit dem Opferstatus einer Erwachsenen die in der Kindheit, Gewalt, sexuellen Missbrauch und Alkoholmissbrauch der Mutter und eines, wie ich es nannte, patriarchalischen Despot als Vater … Es hat nicht nur Nachteile sich als Opfer zu identifizieren …

Vielleicht sollte ich einfach demnächst einmal einen Betrag dazu schreiben, was die Vorteile sind, in einer Opferrolle zu bleiben. Vamos a ver, ob mich irgendwann die Muse küsst und sich meine Sichtweise tippen lässt.

Aber nun zurück zum Feedback von Alexander Gries und was mir bewusst macht:

DEN STACHEL RAUS ZIEHEN

Wenn ich als Ex glaube er war/ist ein Narzisst und anfange da in YouTube zu recherchieren, verliert man ganz das Mitgefühl und das Verstehen können – denn die meisten Beiträge sind nicht darauf aufgebaut die narzisstische Störung zu verstehen und die eigenen Anteile wie z.B. Traumabonding oder Dependenz, Parentifizierung, Traumata, etc., zu erkennen …

So bleibt ein Stachel im Herzen – dass man mit einem vorsätzlich „bösen“ Menschen zusammen war, der es nicht gut mit einem meinte. Das ist für mich eine sehr große und zusätzlich selbstverletzende Falle in die ich durch viele YouTube „Aufklärer“ gerutscht bin.

Erst seit ich kürzlich auf den Kanal von Lina Narzisse, eine diagnostizierte Narzisstin, geführt wurde, beginne ich die Verstrickung zwischen ihm und mir zu verstehen. Ihn zu sehen und mich und meine Anteile zu sehen.

Auch wenn all meine Freunde mir sagen, dass ich keine Narzisstin bin, vielleicht etwas Borderliner Züge haben könnte – so erkenne ich mich im Spiegel dessen was zwischen ihm und mir geschah, durchaus als jemanden, der eigenen schwierige Züge/Muster mit in eine Partnerschaft bringt. Welche in Freundschaften nicht da sind, nicht aktiv werden oder eher nicht mehr.

DIE EIGENEN NARZISTISCHEN ZÜGE ERKENNEN

Ich erkannte schon während wir zusammen waren, dass ich durchaus narzisstische Züge habe, von denen man ja sagt, dass wir alle Züge davon haben um uns durch zu setzen. Ob das so sein muss oder daraus resultiert, dass wir fast alle verletzte Kinder sind, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Jedenfalls kam ich durch Lina auf den Begriff „Dependente Persönlichkeitsstörung“ – und touché, ich werde da sehr gut beschrieben … es wurde bestätigt was ich mit anderen Worten eh schon an mir wahrgenommen habe – dieser Selbstverlust in nahen Beziehungen. Die hilflose Helferin, Retterin – die, so lange das Gegenüber das Opfer spielt, eine Befriedigung sein kann … Nur auf Dauer kann eine Beziehung in dieser Konstellation nicht funktionieren. Wenn jeder ein Stück weit den anderen Retten möchte, vielleicht auch unbewusst „nur“ um sich wertvoll zu fühlen, um geliebt zu werden, dann entsteht eine Filmreife Tragik-Komödie aus der man irgendwann gar nicht mehr raus kommt – da alles irgendwie verschoben und verwirrend für beide war/ist.

NOTWENDIGE TRENNUNG

Da war dann die Trennung einfach notwendig … Die NOT die gewendet werden MUSS, wenn man nicht körperlich krank werden will.

Doch so lange nur mit dem Finger auf das Gegenüber gezeigt wird und man selbst sie/ihn nur noch durch die narzisstische Brille sieht und als dependenter Teil sich selbst und diesen Selbstverlust der einem geschieht, nicht mehr wahrnimmt, führt zu einem weiteren im Internet erfolgreiches Thema: Toxische Beziehung.

Auch hier, wieder eine Schublade die zwar erzählt, was alles in toxischen Beziehungen geschieht, falsch läuft – jedoch für mich viel zu weit vom Menschen, von seiner/unserer inneren Not entfernt und für mich keine wirkliche Hilfe ist, sondern eher im Gegenteil.

Das was mir wirklich hilft sind ein paar Therapeuten (w/m) die traumasensible Therapie anwenden und davon erzählen, die sehr sanft mit viel Verständnis die Störung ansprechen ohne die Traumatisierung, mit welcher Abwehrreaktion oder Persönlichkeitsstörung sie dann auch sich schützt, nieder zu machen und sie in eine Schublade stecken wie: Achtung böse, manipulative Vampire (Narzissten, Boderliner etc.). Wem hilft das?

TÄTER – OPFERSPIEL

Denen die sich als Opfer fühlen und ihnen nun bestätigt wird, dass sie Okay sind und ALLES nur am Anderen, am bösen narzisstischen Person, der bösen Bordelinerin oder what ever liegt. Ganz klare Schubladen von Täter/Opfer, die keinem dient und an der eigentlichen Ursache, nämlich bei den meisten Menschen, am Kindheitstraumata vorbei schrabt und zu immer mehr innerer Not führt.

Nun mit eigenen Wachstum zu sich selbst, mit Erlösung seiner eigenen Kindheitsschatten hat das was inzwischen in Thema Narzissmus oder Toxische Beziehungen von YouTuber so zum Besten gegeben, kaum noch einen Heilungswert. Wie gesagt, die meisten laufen darauf hinaus, klare Täter/Opfer Struktur zu bestärken. Doch was hilft es einem Opfer oder dem Täter? Es hilft auf keinen Fall, so ist mein Resumée, einander und sich selbst zu verstehen.

Danke für Dein Feedback.

Frieden in uns selbst einsteht, indem wir erst uns selbst und dann das Gegenüber verstehen, statt zu verurteilen.

Namaste,
Michèle – Geschichtenerzählerin und Botschafterin zwischen den Welten

Bild: Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert