Es gibt so einen Graubereich in meinem Leben, wo ich Entscheidungen vor mich her schiebe … Wobei es natürlich ebenso den Teil gibt, wo ich klare Entscheidungen für MICH treffe.
Seit meinem Zusammenbruch vor vier Jahren habe ich das Gefühl, keine wirklich klaren Entscheidungen zu treffen … Ist das wahr? Beim Erforschen merkte ich, dass ich hier einer Illusion, einem falschen Glaubenssatz aufsitze … Ich habe die letzten Jahre viele, sehr viele Entscheidungen getroffen.
Die erste war, nach eineinhalb Jahren aus der Panik auszusteigen indem ich eines Nachts vier Reisen buchte um FreundInnen zu besuchen. Die erste mit Christina nach Amsterdam, eine TOLLE Woche auf einem coolen Hausboot. Von Amsterdam flog ich nach Irland. Da wollte ich schon immer mal hin, wegen der Natur und um eine Freundin, die ich ewig nicht mehr gesehen habe, zu besuchen. Zwischenstopp wieder in München um neu zu packen und dann weiter nach Linz zu einer Frau/Schriftstellerin die ich nur aus Facebook kannte aber unbedingt persönlich kennen lernen wollte. Wieder um neu zu packen nach München um dann nach Andalusien, nach Periana, auch hier, um eine langjährige Freundin zu besuchen, zu fliegen … Diese Reisen kosteten mich viel Überwindung und Mut. Die nach Amsterdam ging ja noch, ich war ja nicht allein … doch die weiteren waren für mich eine echte Herausforderung, ein zusammenkehren meines ganzen Mutes, ein aufrecht bleiben um mich nicht in der aufkommenden Panik zu verlieren … Vor allem die Reise nach Andalusien … ich saß in der S-Bahn zum Flughafen München, zittern und mit Schweißperlen auf der Stirn … mir war speiübel und ich hatte das Gefühl einer Ohnmacht nahe zu sein … ich fühlte mich, als wäre ich noch NIE in meinem Leben gereist …
Ich, die mit etwas über 20 Jahren, kurz nach der Motorradprüfung mit meiner 125er durch die Wüste gedüst bin … Zehn Jahre meine Freizeit, außer im Winter, ständig auf Motorradreisen war … Die nach dem Tod meines Vaters mit 23 Jahren nach Pittsburgh flog, ohne ein Wort englisch zu können, um endlich meine Halbschwester kennen zu lernen … In Pittsburgh allein durch die Stadt wanderte und mich mit Händen und Füßen nach dem Weg erkundigte oder mir was zu essen bestellte … Und noch einige „mutige“ Dinge mehr, die ich einfach tat angetrieben von der Sehnsucht nach Abenteuer, nach Leben … nach MIR.
… und dann sitze ich da in der S-Bahn um für zwei Wochen nach Andalusien zu fliegen und habe das Gefühl, als würde es mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Aufgeben? Nein, aufgeben, dies zeigt sich hier auch in meinem Wanderungen, das ist nicht so mein Ding. Auch wenn es in meinem Leben einige Situationen gab, in denen ich aufgab – weil nur das noch möglich war … zum Beispiel in dem Augenblick als ich meinen ersten Kehlkopfkrampf hatte und ich aufgeben musste gegen den Schmerz, gegen das Ersticken, den Tod, zu kämpfen – was mir das Leben rettete …
Seit ich hier bin, habe ich viele Entscheidungen getroffen und ich denke, unbewusst treffen wir ständig irgendwelche Entscheidungen. Wie anders aber fühlen sich Entscheidungen an, die ich bewusst, klar, wach treffe … Entscheidungen mich auf etwas zu fokussieren … in mir in Frieden zu SEIN … klar zu SEIN … oder die bewusste Entscheidung die jetzt nochmals von mir getroffen wird:
Ich bin, für mich, der Nabel der Welt.
Ich wähle ganz bewusst diese Worte, da ich als Kind zig mal hörte: Glaubst du eigentlich du seist der Nabel der Welt?
Heute sage ich: JA. JA, für mich in meinem Leben, auf meinem Weg bin NUR ich allein der Nabel der Welt.
Meine eben getroffene Entscheidung.