ICH LIEBTE SIE

ICH LIEBTE SIE

Gestern kontaktierte mich ein Mann, dessen Partnerin ihn vor einigen Monaten verlassen hat. Er sagte, dass er kaum darüber hinweg kommt, weil er sie dazu gebracht hat, ihn zu verlassen. Ich fragte nach, wie er dies denn getan habe und er fragte, ob er mir ein Gedicht, welches er für sie schrieb und ihr nie wird geben können, lesen mag …

Ich bin immer neugierig zu erfahren, wie andere Menschen sich selbst und ihr Gegenüber wahrnehmen. Ich las seine Zeilen und war berührt von seiner Selbstreflexion und hatte gleichzeitig ein tiefes Mitgefühl für ihn, der sich seiner Schatten bewusst wird und ihn nicht los lassen kann … da er Angst vor dem Verlust hat, dass die Identität die er seit Kindheit lebt, die ihm Halt gibt, die ihn vor weiteren Verletzungen seit der Kindheit schützt, wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht …

 
ICH LIEBTE SIE


Ich liebte sie, doch stieß ich sie immer wieder von mir weg.

Ich liebte sie, doch das Monster in mir wollte ihre Zerstörung.

Dieses Monster in mir brachte sie dazu zu gehen. Und das ist gut so.

Ich wusste von Anfang an, dass sie ein besonderer Mensch ist.

Ich wusste von Anfang an,

dass sie mein inneres Licht und meine Dämonen sieht.

Ich wusste von Anfang an,

dass sie meine Monster besänftigen und mich immer wieder aus meiner inneren Finsternis befreien kann.

Sie liebte mich, aber ich wusste nicht damit umzugehen.

So sehr auch ich sie liebte,

die vertrauensvolle, intime Nähe die sie gab, ich schreckte immer wieder davor zurück – da ich fühlte, dass ich niemals einen Menschen bedingungslos geliebt habe und sie nie so lieben kann.

Sie liebte mich,

doch ich wusste nicht damit umzugehen. Also tat ich was ich immer tu, wenn ich mich leer, wertlos, unsicher, überfordert fühle, ich spielte den abweisenden, kalten Typen, hielt sie mit verletzenden Worten auf Distanz, schloss mich in meinen Eispalast ein, schaute, wenn überhaupt, sie mit eiskalten Augen an.

Ich liebte sie,

doch ich sagte ihr, dass ihre Liebe mich einengt, mir die Freiheit, mir die Luft zum atmen nimmt.

Ich sagte ihr,

dass ich sie schon auf eine Art liebe aber Sehnsucht nach einem anderen Typ Frau habe.

Ich sagte ihr,

dass ich sie liebe, aber … ließ den Satz unbeendet und wusste wie sehr so etwas verletzt, wie sehr ich sie verletze.

Ich sagte ihr,

dass ich sie für meinen inneren Wachstum brauchte, dass ich sie liebe, und tat alles, um sie immer wieder auf Abstand zu halten.

In einem Moment liebte ich sie um im nächsten Moment vor ihr und ihrer reinen Liebe zu mir zu flüchten. Denn so, wie sie liebte, so werde ich nie einen anderen Menschen lieben können, dafür liebe ich mich selbst, viel zu wenig.

Ich sagte ihr die süßesten Worten, erschuf Nähe zwischen uns um im Nächsten Augenblick, mich von ihr abzuwenden und sie verwirrt zurück zu lassen und sie abzuwerten, dafür, dass sie meine Flucht wahrnahm und mich daraus befreien wollte.

Ich liebte sie,

doch gab ihr die Schuld, dass in mir die Kälte und Leere so groß ist.

Ich liebte sie,

und doch war ich egoistisch nur auf meine Vorteile bedacht.

Ich bin ein Idiot der sein Monster nicht sehen will, welches sie ständig von mir stieß und ihr die Schuld dafür gab.

weil sie durch ihr liebendes, natürliches Sein, mich fühlen ließ, wie einsam und dunkel es in mir selbst ist.

Ich liebte sie,

doch diese Nähe, die ich noch nie erlebt, ließ mich verbal immer wieder in die unterste Schublade greifen um sie von mir zu stoßen.

… weil ich nicht glauben kann,

dass ein anderer Mensch mich lieben kann, weil ich mich selbst wertlos fühle und daraus gab ich ihr immer wieder das Gefühl,

dass sie für mich wertlos, nur eine Belastung, eine Einengung ist,

dass sie falsch liebt,

dass sie zu viel will,

dass sie eine Klette ist,

dass sie mir die Luft zum atmen nimmt,

dass sie nicht die Frau ist, die ich wirklich lieben kann …

Ich liebte sie,

doch ich stieß sie immer wieder in Ungewissheit, in Zweifel – sagte ja und gleichzeitig nein zu ihr.

Ich liebte sie,

und wusste, dass sie mich eines Tages verlassen muss, weil Liebe seinesgleichen verdient und nicht einen Mann, der so viel Angst davor hat, Liebe zuzulassen.

Ich liebe sie,

und an ihre Seite soll ein Mann sein, der achtsam, respektvoll und mutig sich auf die Liebe, auf sie als wundervolle Frau einlassen und ein Spiegel ihrer Liebe sein kann.

Ich liebte sie,

und doch musste ich den Spiegel der Liebe der sie für mich war, mit Worten in tausend Splitter zerschlagen.

Ich liebe sie,

und hoffe, sie kann mir eines Tages verzeihe, da ich mir selbst vielleicht nie verzeihen kann, da ich vor der Konfrontation mit meinem Monster heute weiter fliehe, wie ich vor ihr geflohen bin.

Ich liebe sie,

und ihr Weggehen ändert nichts für mich, ich bin mit ohne sie innerlich leer.

S.F.

 

 

Was lösen diese Zeilen in Dir aus?

Eine Reaktion auf die Zeilen:
Ein Mitgefühl, das ich für diese Person nicht haben möchte. Eine Traurigkeit, die ich nicht spüren will, er hat das nicht verdient. Das Gedicht spricht von Liebe, die es nicht gab. Damit erweckst nur eine Hoffnung, die man schnell wieder aufgeben sollte.

Was mein SEIN sieht, fühlt, wahrnimmt:
Da dieser Mann diese Zeilen nicht an seine Ex schicken will, ist es ein Blick auf den Anteil in ihm und in vielen Menschen, die Liebe scheuen wie der Teufel das Weihwasser … und ja, ich kann Mitgefühl empfinden, für jeden Menschen, was auch immer dieser tat … aber ich kann auch fühlen, dass es ungesund ist, bei so einem Menschen zu bleiben … und dies schreibt der Absender dieser Zeilen, ja auch.

Namaste,
Michèle – Botschafterin zwischen den Welten


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